Mozilla Thunderbird, einer der bekanntesten Open-Source-E-Mail-Clients, erweitert sein Angebot um neue Dienste, die das Nutzererlebnis verbessern und die Produktivität steigern sollen. Mit den neuen Services „Thunderbird Pro“ und „Thundermail“ plant das Unternehmen, sich als ernsthafte Alternative zu proprietären Lösungen wie Gmail und Microsoft 365 zu positionieren.
Hintergrund: Warum dieser Schritt?
Die Entscheidung, das Angebot zu erweitern, kommt nicht überraschend. In den letzten Jahren hat Thunderbird Nutzer an geschlossene Ökosysteme verloren, die durch die enge Integration von E-Mail, Kalendern und Cloud-Diensten überzeugen. Während Thunderbird als E-Mail-Client weiterhin eine treue Fangemeinde hat, fehlte bisher ein eigenes Service-Angebot, das mit den großen Anbietern konkurrieren kann. Mit den neuen Funktionen will das Projekt mehr Nutzer an sich binden und eine vollständig quelloffene Alternative bieten.
Die neuen Dienste im Überblick
1. Thundermail: Eigener Mail-Dienst auf Open-Source-Basis
Eines der spannendsten neuen Angebote ist „Thundermail“, ein eigener E-Mail-Dienst, der auf der Stalwart-Software basiert. Er bietet nicht nur E-Mail-Funktionen, sondern auch Kalender- und Kontaktverwaltung. Der Dienst soll über die Domains thundermail.com oder tb.pro erreichbar sein. Interessierte Nutzer können sich bereits für die Beta-Phase registrieren.
2. Thunderbird Appointment: Ein Open-Source-Terminplaner
Ein weiteres Highlight ist „Thunderbird Appointment“. Dieser Service soll eine einfache Möglichkeit bieten, Termine zu vereinbaren, indem Nutzer ihre Verfügbarkeit über einen Link teilen. Der Dienst ähnelt Tools wie Calendly, bleibt aber quelloffen und legt besonderen Wert auf Datenschutz. Der Quellcode ist bereits als öffentliches Repository einsehbar.
3. Thunderbird Send: Sichere Dateifreigabe als Neuauflage von Firefox Send
Mit „Thunderbird Send“ bringt Mozilla eine überarbeitete Version des 2020 eingestellten „Firefox Send“ zurück. Der Dienst ermöglicht es, große Dateien sicher und verschlüsselt zu versenden. Das Repository für Thunderbird Send wurde bereits veröffentlicht, sodass Nutzer und Entwickler frühzeitig einen Blick auf die neue Version werfen können.
4. Thunderbird Assist: KI-gestützte Funktionen für mehr Komfort
Ein weiteres Feature, das Thunderbird künftig anbieten möchte, ist „Thunderbird Assist“. Dabei handelt es sich um eine Sammlung von KI-gestützten Funktionen, die das Verfassen und Verwalten von E-Mails erleichtern sollen. Interessanterweise kooperiert Thunderbird dabei mit Flower AI und nutzt optional auch die vertrauliche Cloud-Computing-Infrastruktur von Nvidia. Nutzer können entscheiden, ob sie die KI-Funktionen lokal oder in der Cloud verwenden möchten.
Finanzierung und Geschäftsmodell
Die neuen Dienste sollen zunächst für aktive Community-Mitglieder kostenlos sein. Später ist geplant, eingeschränkte Gratisversionen anzubieten, während für erweiterte Funktionen eine Gebühr fällig wird. Dieses Modell soll nicht nur die Betriebskosten decken, sondern auch Missbrauch der Dienste verhindern.
Fazit: Thunderbird geht neue Wege
Die Einführung von Pro-Services und einer eigenen Mail-Plattform markiert einen bedeutenden Schritt für Thunderbird. Der Fokus auf Open-Source, Datenschutz und Nutzerkontrolle macht das Angebot besonders attraktiv für Menschen, die Wert auf Unabhängigkeit von großen Tech-Konzernen legen. Ob sich Thunderbird damit langfristig als Alternative zu Gmail oder Microsoft 365 behaupten kann, bleibt abzuwarten – das Potenzial ist jedenfalls vorhanden.
Weitere Informationen zu den neuen Diensten werden in den kommenden Monaten erwartet.