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Movistar/O2 blockiert Cloudflare-Webseiten im Kampf gegen Piraten-Streams

Madrid, 10. Februar 2025 – Die spanischen Telekommunikationsanbieter Movistar und O2 sorgen derzeit für erhebliche Probleme bei ihren Kunden. Durch den Versuch, illegale Fußball-Streams zu blockieren, haben sie unabsichtlich zahlreiche legitime Webseiten unzugänglich gemacht, die über Cloudflare gehostet werden. Dies hat massive Auswirkungen auf Unternehmen und Privatnutzer, die auf diese Dienste angewiesen sind.

Gezielte Sperrung von Cloudflare-IP-Adressen

Seit Anfang Februar haben Kunden von Movistar wiederholt Probleme beim Zugriff auf beliebte Internetdienste wie GitHub, Microsoft und Vercel. Der Grund: Die Telekommunikationsunternehmen unterbrechen gezielt die Verbindung zu bestimmten Cloudflare-IP-Adressen, die möglicherweise für illegale Streaming-Dienste genutzt werden. Obwohl Movistar den Vorfall lediglich als eine „technische Störung“ auf X (ehemals Twitter) bezeichnet, deutet vieles auf eine bewusste Sperrung hin.

Selektive Blockierung – kein technisches Problem?

Normalerweise können Netzwerkprobleme durch alternative Routen behoben werden. Doch in diesem Fall scheint es sich nicht um einen herkömmlichen Ausfall zu handeln, sondern um eine gezielte Einschränkung. Tests mit dem RIPE Atlas-Netzwerk zeigen, dass Movistar-Nutzer landesweit betroffen sind. Besonders auffällig: Während bestimmte Cloudflare-IP-Adressen blockiert sind, funktionieren benachbarte Adressen weiterhin problemlos. Dies weist darauf hin, dass es sich um eine absichtliche Sperrung handelt.

Ein konkretes Beispiel ist die IP-Adresse 104.21.48.1, die von Cloudflare für zahlreiche Webseiten genutzt wird. Eine Verbindung über Movistar scheitert jedoch, während die benachbarte Adresse 104.21.48.2 problemlos erreichbar ist. Dies zeigt, dass die Sperrung nicht flächendeckend ist, sondern gezielt angewendet wird.

Zusammenhang mit Piraterie-Bekämpfung

Weitere Hinweise auf eine gezielte Blockade liefern Tests mit anderen spanischen Anbietern wie Orange und Vodafone. Dort erhalten Nutzer beim Aufruf bestimmter Cloudflare-Adressen eine offizielle Sperrmeldung, die darauf hinweist, dass die Webseite auf Anweisung der zuständigen Behörden blockiert wurde. Diese Listen werden unter anderem von der spanischen Fußballliga LaLiga verwaltet, um gegen illegale Streaming-Angebote vorzugehen.

Betroffen sind neben der genannten IP-Adresse auch 188.114.97.5 und 188.114.96.5, die für viele legitime Webseiten genutzt werden. Kunden von Movistar und O2 können diese Seiten nicht mehr erreichen, obwohl sie nichts mit Piraterie zu tun haben.

Cloudflare und das ECH-Protokoll

Ein möglicher Auslöser für die harte Sperrstrategie ist die Einführung des neuen ECH-Protokolls durch Cloudflare. ECH (Encrypted Client Hello) verbessert die Privatsphäre der Nutzer, indem es verschlüsselt, welche Webseite genau aufgerufen wird. Dadurch können Internetanbieter nicht mehr gezielt illegale Seiten blockieren, sondern müssten im Zweifel ganze IP-Adressen sperren. Genau das scheint nun zu passieren: Movistar und O2 sperren ganze IP-Blöcke von Cloudflare und nehmen dabei in Kauf, dass auch viele legale Webseiten nicht mehr erreichbar sind.

Sperren treten während Fußballspielen auf

Ein weiteres Indiz für den Zusammenhang mit Fußballpiraterie ist der Zeitpunkt der Störungen. Diese treten besonders häufig während wichtiger Fußballspiele auf. Beispielsweise gab es am 2. Februar erste Einschränkungen, die am Folgetag wieder aufgehoben wurden. Am 9. Februar – dem Tag, an dem LaLiga die Schließung der illegalen Streaming-Plattform DuckVision verkündete – kam es erneut zu großflächigen Sperrungen.

Massive Auswirkungen für Unternehmen und Nutzer

Diese Maßnahmen haben weitreichende Konsequenzen. Zahlreiche Unternehmen, die ihre Webseiten über Cloudflare absichern, sind betroffen und verlieren potenzielle Kunden. Entwickler, die GitHub nutzen, haben ebenfalls mit Verbindungsproblemen zu kämpfen. Die Blockierung ganzer IP-Adressen statt einzelner illegaler Webseiten sorgt somit für erheblichen wirtschaftlichen Schaden und Unmut bei den Kunden.

Während sich andere Internetanbieter auf gezieltere Sperrmechanismen beschränken, scheint Movistar eine radikale „Alles oder nichts“-Taktik zu verfolgen. Eine offizielle Stellungnahme von Movistar bleibt bislang aus.

Fazit

Die aktuellen Netzsperren von Movistar und O2 zeigen, wie rigoros einige Telekommunikationsanbieter gegen illegale Streaming-Dienste vorgehen – jedoch auf Kosten vieler unbeteiligter Webseiten. Kunden sind gezwungen, auf VPN-Dienste auszuweichen, um weiterhin auf legitime Inhalte zugreifen zu können. Ob Movistar seine Sperrstrategie anpassen wird, bleibt abzuwarten. Eines ist jedoch klar: Der Kampf gegen Fußballpiraterie schadet derzeit mehr Nutzern, als er hilft.

Quelle: bandaancha.eu

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